Mona Magick

September 2008.v10
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Reibungsflächen zwischen Magie und Religion

Georg Luck, 1926 in Bern geborener Professor für Philologie an der Johns Hopkins Universität Baltimore, in Magie und andere Geheimlehren in der Antike (1990): „Keine der modernen Formulierungen, die den Unterschied zwischen Religion und Magie zu bestimmen suchen, ist voll befriedigend. Nach Konrad Theodor Preuß hat sich die Religion aus der Magie entwickelt. Für Sir James Frazer ist Religion ein Versuch, persönliche Mächte miteinander zu versöhnen, weil die Magie versagt hat. Religion und Magie – so sieht es R.R. Marett – haben sich aus gemeinsamen Wurzeln in ganz verschiedener Richtung entwickelt... In Wirklichkeit hat es diese Extreme nie gegeben, sondern nur Übergangsformen.“

Der Haupteinwand gegen die Magie liegt im Vorwurf der Bemächtigung unpersönlicher Kräfte, anderer Lebewesen und geistiger Wirklichkeiten für eigene Ziele. Auf diese Weise wäre Magie der Ausdruck einer ichbezogenen Haltung, die alles übrige instrumentalisiert. Dieser Vorwurf bleibt unabhängig davon aufrecht, ob diese intendierte Beeinflussung nun tatsächlich möglich ist oder nicht.

Aus Sicht des praktizierenden Magiers dagegen kann die Abhängigkeit von Institutionen, Dogmen und Glaubenssätzen der christlichen Kirche, welche dem Gläubigen Schranken des Denkens und Verhaltens auferlegen, das Individuum seiner Freiheit berauben und in Kant'sche selbstverschuldete Unmündigkeit führen, die es abhalten, einen echten Bezug zum Göttlichen in sich selbst herzustellen, der nicht auf Glaube, sondern auf Erfahrung beruht.

Magie spielt bei neuheidnischen Religionen wie Wicca eine besondere Rolle. Da Magie ebenso als reine Technik betrachtet werden kann, muss sie nicht unbedingt eine religiöse Funktion erfüllen. Jedoch war die Praxis der Magie in älteren Kulturen Aufgabe der Priesterinnen und Priester. Dabei entfernte sich in westlichen und monotheistischen Kulturkreisen die Magie häufig von der Religion. Viele praktizierende Magier betrachten sich als Priester. Unter praktizierenden Magiern gibt es sogar die Lesart, Religionen, die sich auf eine nachweislich gestorbene Gründerfigur bezögen und diese anriefen, also evozierten und invozierten, seien nichts anderes als Nekromantenkulte.

Christliche Magie und auch heidnisch-religiös orientierte Magie, Wicca (Hexentum), Asatru (germanischer Glaube), arbeiten in erster Linie mit der These „Es ist mein Wille, wenn es dein (Gott, Universum, unterschiedlichste Götter) Wille ist“. Der Magier ist in dieser Magie ein Bittender, der die Interessen seiner Mitmenschen im Auge hat und häufig als Heiler fungiert.